- Deutscher Schachgipfel, Magdeburg, 2021 -
Dähnepokalfinale
29.07. - 31.07.
 

Erneuter Gipfelsturm auf den Pokal
 
Schach in C-Zeiten

Magdeburg war auch in diesem Sommer wieder Hoch-Effiziensgebiet: Die Schachspieler hielten Einzug zum Deutschen Schachgipfel. Neben der Deutschen Meisterschaft und dem Masters sowie den Seniorenturnieren wurde auch der Deutsche Pokal ausgespielt, bekannt auch als Dähne-Pokal. Hier hatte Sebastian seinen 3. Platz aus dem Vorjahr zu verteidigen, als er knapp im Halbfinale ausschied.

Ich hatte mir bereits 2020 vorgenommen, das böse C-Wort hier nicht zu verwenden, aber manchmal kommen die Dinge, um zu bleiben. Die Auflagen in Magdeburg waren in 2021 noch etwas strenger als in 2020, das DSB-Personal vor Ort ließ aber z.B. im Stechen auch mal den einen oder anderen Zuschauer hinein. Gespielt wurde im Zwischendeck (in der Tat!) des Maritim-Hotels, so konnten wir auch diesmal wieder das Flair der berühmten Seehafenstadt Magdeburg genießen.

Dies war das erste Turnier seit Heidelberg im letzten November, man musste also erst mal sehen, ob die mangelnde Praxis sich bemerkbar machen würde. Aber darunter leiden ja viele. Eine Qualifikation für den Pokal auf Bundesebene gab es diesmal in Niedersachsen nicht, aber man konnte sich für einen der zwei Plätze bewerben. Sebastians Antrag wurde positiv beschieden. Ansonsten sieht es mit Schachturnieren in Deutschland weiterhin relativ mau aus, die Gelegenheit musste also wahrgenommen werden.

Das Turnier

32 Teilnehmer trafen sich in einem K.O.-System. Wer verliert, spielte aber weiter, so dass jeder Spieler letztlich auf 5 Runden kam. Tatsächlich nur Spieler, Frauen waren (traditionell!?) nicht vertreten. Warum das beim Dähne-Pokal so ist, weiß ich auch nicht. Ein entsprechender Pokal für Frauen wird auch nicht ausgespielt. Das Turnier scheint generell nicht so attraktiv zu sein und wird auch in der Berichterstattung etwas stiefmütterlich behandelt. Was eigentlich schwer verständlich ist: Immerhin geht es um einen Titel und man kann sich hier auch für die Deutsche Meisterschaft im Folgejahr qualifizieren.

Die Paarungen der 1. Runde wurden frei zugelost. Es gab dann eine Langzeitpartie mit 90 Minuten für 40 Züge + 15 Minuten + 30 Sekunden Inkrement ab dem ersten Zug. Bei Remis wurden die Farben neu gelost und ein Stechen mit Blitzpartien gespielt. Dazu und zum Teilnehmerfeld gleich mehr. Blitz ist etwas unbefriedigend, aber bei Doppelrunden wohl nicht anders machbar. Im Finale hätte man es aber auch anders lösen können, da dieses am Vormittag stattfand und die Siegerehrung erst am Abend.

Die ersten zwei Runden

Sebastian rechnete sich in diesem Turnier durchaus etwas aus, z.B. Platz 3 aus dem Vorjahr zu wiederholen oder es noch besser zu machen. Er war immerhin unter den besten Zehn der Teilnehmerliste, ein wenig Losglück ist natürlich auch nicht verkehrt. Nur ein Teilnehmer im 2400er-Bereich war am Start. Das erste Los war vernünftig: Weiß gegen 2050. Hier stand der Oldenburger schon nach 10 Zügen auf Gewinn, zumindest strategisch. Um Zug 30 herum gewann er eine Qualität. Der Gegner ließ es sich etwas lange zeigen, hoffen wir mal, dass sich diese Internet-Gewohnheit nicht auf das Langschach überträgt.

Interessanter war das Achtelfinale. Hier traf Sebastian auf seinen Achtelfinalgegner des Vorjahres, Torsten Schröder, ELO 2150. Damals konnte sich Bast in der Langzeitpartie aus prekärer Lage knapp in ein Remis retten und dann das Stechen gewinnen. Erneut hatte er Schwarz, die Vorbereitung traf aber den Punkt, und er hätte selbigen dann auch einfahren sollen, jedoch:
 

Am Brett in Runde 2
Torsten Schröder

Partie

Wie angemerkt hatte es auch vor der Zeitnot nochmal Chancen gegeben, die Partie zu gewinnen. Sebastian wollte aber wohl nicht spekulieren und hoffte auf eine Überlegenheit im Stechen. Fällig waren nun zwei Blitzpartien mit 3 Minuten und 2 Sekunden Inkrement pro Spieler. Die Auslosung gab Bast zunächst Schwarz. In einer schönen Angriffspartie ging der Unionist in Führung.

Mit Weiß sollte er nun doch den Sack zumachen können? Leider nicht, sein Angriff schlug nicht durch, und das Turmendspiel mit Minusbauer war nicht zu halten. Somit kam es zu einer weiteren Partie - mit Schwarz. Hier war die Stellung lange ausgeglichen, auch wenn Sebastian etwas mehr drückte. Dies brachte ihm aber einen großen Zeitvorteil. Am Ende behielt er einen kühlen Kopf und machte das 2:1. Damit war das Stechen beendet.

Viertelfinale

Im Viertelfinale kam es zu folgenden Paarungen:

Carlstedt (2442) - Reck (2120)
Sebastian (2240) - Weber (2288)
Bracker (2264) - Bosselmann (2037)
Tiarks (2104) - Malek (2348)

Die ein oder andere Überraschung hatte es bis dato bereits gegeben, ein paar Kandidaten auf den Turniersieg waren ausgeschieden. Das Turnier lief also vernünftig, kleiner Wermutstropfen war vielleicht, dass die Stellung der 2. Partie nicht gewonnen wurde. Der jetzige Gegner, der junge FM Samuel Weber, wurde bereits im letzten Jahr von Sebastian besiegt. Die Vorbereitung am Abend vorher saß auch diesmal. Die Inzidenzwerte der Engines deuteten auf einen schnellen Lockdown der schwarzen Figuren hin. Gedanklich war ich bereits mit der Vorbereitung auf das Halbfinale beschäftigt, als bei Sebastian das Drama seinen Lauf nahm:
 

Vierteil-Finale
Sammy Weber

Partie

Lxh6! Das wäre Sammy-Final gewesen. So musste man sich mit der Trostrunde begnügen.

Ende des Turniers

In der vorletzten Runde, am Nachmittag der obigen Partie, musste man sich also neu motivieren. Mit Schwarz gegen knapp 2000 spielte Bast etwas für ihn Ungewöhnliches, was auch nicht so theorielastig war. So musste der Kopf von Anfang an da sein. Die Partie wurde letztlich ein klarer Punkt, hier ein Eindruck von der entscheidenden Phase:
 

In der 4. Runde
Simon Klotz

Partie

Das war wirklich sehr gut gesehen mit Db4 etc. Muss man erst mal so spielen!

Die Schlussrunde ließ weiterhin die Möglichkeit zu, mit einem Sieg unter die ersten Fünf zu kommen. Gegner war mit Weiß ein junger Spieler mit 2200 ELO. Am Vorabend wurde eine Neuerung ausgekocht, unser Fernsekundant Maik lieferte entsprechende Analysen. Die Variante kam auf das Brett und schlug voll ein. Erneut hatte Sebastian aber Probleme, die Gewinnstellung umzusetzen, hier war die Lage aber auch extrem kompliziert:
 

Gute Haltungsnoten
Paul Hinrichs

Partie

Hier waren die Gewinnmöglichkeiten nicht so klar wie in der Partie gegen Samuel Weber, aber zumindest verlieren musste er es am Ende nicht. Gute Vorbereitung. Aber die Delta Variante… äh, ne: Das Varianten-Delta war hier schon ziemlich umfangreich.

Fazit

Eine Platzierung gemäß der ELO und ein paar ELO-Verluste - das war nicht das Ziel. Fünf Gewinnstellungen und 2,5 Punkte, so geht es mir immer im Internet! Eröffnungen waren also nicht das Problem hier. Zweimal gab es Schwierigkeiten bei taktischen Komplikationen. Wobei die Lage in der letzten Runde wirklich irgendwann unübersichtlich wurde. Die dritte Runde gegen Samuel Weber hätte aber wirklich gewonnen werden sollen. Nun denn!
 

Hier noch wie immer der Link zur offiziellen Seite: Link

frank modder, 02.08.2021
 

Die Sicherheitsvorkehrungen in Magdeburg
ließen dem Virus diesmal keine Chance!